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Zwischen Metformin und Abnehmspritze – ein Blick auf die moderne Diabetes-Therapie

Pflegecampus Expertenteam
07. Juli 2025 7 min
Zwischen Metformin und Abnehmspritze – ein Blick auf die moderne Diabetes-Therapie

Diabetes-Therapie ist längst nicht mehr nur „Pille nehmen“. Moderne Behandlungsmethoden setzen an verschiedenen Stellschrauben an, um Betroffenen das Leben zu erleichtern. Doch welche Medikamente stecken eigentlich dahinter? Und was bedeuten Begriffe wie GLP-1, SGLT-2 oder DPP-4?

Im letzten Beitrag haben wir die verschiedenen Diabetes-Typen unter die Lupe genommen – ihre Ursachen, Unterschiede und erste Warnzeichen. Nun geht es einen Schritt weiter: Was passiert nach der Diagnose? Welche Wirkstoffe stehen heute im Fokus und wie beeinflussen sie den Blutzuckerspiegel?

Dieser Beitrag gibt Ihnen einen kompakten und verständlichen Überblick über die modernen Möglichkeiten der Typ-2-Diabetes-Therapie – ideal für alle, die im Gesundheitsbereich arbeiten oder ihr Wissen auffrischen möchten.

Die wichtigsten Medikamente im Überblick

1. Metformin – Der Klassiker

Schon im Mittelalter wurde die Geißraute bei typischen Diabetesbeschwerden genutzt. Auf diesem Kraut basiert der Wirkstoff Metformin, welcher bis heute das wichtigste Medikament in der Diabetes-Therapie bleibt. 

Wie wirkt es? Metformin verringert die Zuckerproduktion in der Leber und macht die Körperzellen wieder empfindlicher für Insulin. So wird Zucker besser aus dem Blut aufgenommen – auf natürliche Weise.

Worauf Pflegekräfte achten sollten: Bei älteren Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion kann sich Metformin im Körper anreichern. Erste Anzeichen wie Übelkeit, Appetitlosigkeit oder Bauchschmerzen sollten deshalb ernst genommen werden.

2. Sulfonylharnstoffe – Die Insulin-Maschine

Wie wirken sie? Diese Wirkstoffe (z. B. Glibenclamid oder Glimepirid) regen die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse an – unabhängig vom aktuellen Blutzucker oder der Nahrungsaufnahme. 

Worauf Pflegekräfte achten sollten: Da Insulin unabhängig von Mahlzeiten ausgeschüttet wird, kann es zu Unterzuckerungen kommen, besonders bei Überdosierung oder schlechter Nierenfunktion. Erste Anzeichen sind Zittern, Schwitzen, Blässe und Herzrasen.

3. SGLT-2-Hemmer – Die Zucker-Entsorger

Wie wirken sie? Diese Wirkstoffe (z.B. Dapagliflozin oder Empagliflozin) verhindern, dass die Niere den Zucker zurück in den Blutkreislauf aufnimmt. Der überschüssige Zucker wird einfach über den Urin ausgeschieden.

Worauf Pflegekräfte achten sollten: Die Zuckerausscheidung über den Urin freut aber nicht nur uns, sondern auch Bakterien, die sich vom Zucker im Urin ernähren. SGLT-2 Hemmer steigern das Risiko für Harnwegsinfekte deutlich.

4. DPP-4-Hemmer – Die sanften Helfer

Wie wirken sie? Diese Medikamente (z. B. Sitagliptin oder Vildagliptin) unterstützen die körpereigene Blutzuckerregulation, indem sie die Insulinausschüttung steigern und den Gegenspieler Glukagon hemmen. 

Vorteil: Geringeres Risiko für Unterzuckerung.

5. GLP-1-Rezeptoragonisten – Die Multitalente

Liraglutid und Semaglutid sind nicht nur als „Abnehmspritzen“ bekannt, sondern echte Alleskönner in der Diabetes-Therapie.

Wie wirken sie? Sie steigern die Insulinausschüttung, verlangsamen die Magenentleerung und sorgen für ein langanhaltendes Sättigungsgefühl. Zusätzlich schützen sie Herz und Nieren.

Langzeitbeobachtungen über die Folgen für die neuen Medikamente gibt es noch keine.

Worauf Pflegekräfte achten sollten: Die meisten Präparate werden nur einmal pro Woche gespritzt – das wird oft positiv aufgenommen, erfordert aber korrekte Handhabung und Aufklärung.

6. Insulin – Der Nagel auf den Kopf

Trotz aller Innovationen bleibt Insulin unverzichtbar – vor allem bei fortgeschrittener Erkrankung oder absolutem Insulinmangel.

Wie wirkt Insulin? Es hilft, den Blutzucker zu senken, indem es den Zucker aus dem Blut in die Körperzellen bringt. Heute gibt es viele Formen – von schnell wirkenden Spritzen bis zu Insulinpumpen. Die Therapie kann so individuell angepasst werden.

Worauf Pflegekräfte achten sollten: Spritztechnik beachten! Insulin sollte regelmäßig an wechselnden Stellen gespritzt werden, um Lipohypertrophien (Verdickungen des Fettgewebes) zu vermeiden.

Fasten als Alternative?

Studien zeigen: Zwei Tage pro Woche fasten (sog. 5:2-Diät) kombiniert mit gesunder Ernährung kann den Langzeitblutzucker genauso gut oder sogar besser senken als Metformin – und das ganz ohne Medikamente.

Wichtig: Diese Methode sollte immer in Absprache mit Ärzten und Diabetesfachkräften erfolgen, da sie nicht für alle Patienten geeignet ist.

Fazit

Die moderne Medizin ist so vielseitig wie individuell und bietet viele gute Mittel gegen Typ-2-Diabetes. Doch eines bleibt unverändert: Die wichtigste Säule der Therapie ist und bleibt ein gesunder Lebensstil – mit regelmäßiger Bewegung, ausgewogener Ernährung und aktiver Gewichtsregulation.

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